Konzept

Christian Hoffmann setzt in seiner Malerei visuelle Faszination voraus – die des Betrachters wie auch die des Schaffenden. Sie ist der Zugang zu den Abstraktionen von Landschaft, Spiegelungen, Lichtreflexen und Silhouetten. Er vermeidet die objekthafte Abbildung, sucht stattdessen die Übersetzung von Lebendigkeit, der Seele des Unaussprechlichen.

Um diese Faszination zu erreichen, greife ich auf einen Abstraktionsprozess zurück, der vergleichbar ist mit dem Wirken eines Mandalas. Die objektbezogene Vorstellung wird dekonstruiert und überlagert von Chiffren, Rhythmen, Strukturen und Farben. Erst dieser geistig-meditative Prozess führt zu einem ganzheitlichen Sehen. So entsteht eine Resonanz, die etwas Drittes zum Klingen bringt.

Das Farbkonzept dieser Malerei besteht darin, Tertiärfarben – ohne Verwendung von Schwarz – und deren Grauvaleurs wie einen polyphonen Grundklang einzusetzen. Die Lichter und differenzierteren Farbwerte verhalten sich zu diesem Grundklang simultan. Philosophisch betrachtet hält die zerstörerische, ungezähmte Kraft des dionysischen Prinzips eine Allianz mit dem schöpferisch-lichtvollen apollinischen – ein Erlebnis von Natur in ihrer Ganzheitlichkeit.

Was hier stattfindet, ist nicht schnelles, konsumierendes Sehen, sondern ein vollkommen anderes, ein „empfindendes Sehen“. Es erfordert den ganzen Menschen – seinen Körper, seinen Geist und seine Seele. Gleich einer Meditation soll diese Seherfahrung eine Einladung an den Betrachter sein, innezuhalten, die Zeit still stehen zu lassen.
Der Prozentsatz derjenigen, die an solchen Bildern vorbeisehen, mag in etwa genauso hoch sein, wie der jener, die während eines Sonnenuntergangs am Strand nasse Füße bekommen, ohne eine geistige Offenbarung zu erfahren. Und dennoch: Es ist eine Einladung.

© C. A. Hoffmann

Horizonte

Zur Ausstellung HORIZONTE, Galerie Ricarda Fox | 2011

In Anlehnung an den bekannten Gedanken, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt, fordern die Arbeiten des in Berlin lebenden Christian Hoffmann ihrem Gegenüber ein besonderes Einfühlungsvermögen und einen mitgestaltenden Sehprozess ab.

Wie Christian Hoffmann selbst sagt, setzen seine Arbeiten eine „visuelle Faszination“ voraus und zielen damit auf jene Aufmerksamkeit, welche die bewusste Konzentration der Sinne auf elementare Erscheinungen beschreibt. Eine Aufmerksamkeit, die genau hinsieht, lauscht und tastet und es ermöglicht, die stille Poesie und Vollkommenheit in alltäglich scheinenden Momenten zu erfassen. Mit seinen Bildern spürt Hoffmann vor allem dem Bewegten und Bewegenden zwischen diesem sinnlichen Aufnehmen, einem geistigen Nachempfinden und dem Neu-Entstehen-Lassen naturgegebener Momente nach. Im Zusammenspiel mit dem Betrachter entstehen Landschaften, die sich aus dunklen Waldsäumen, spiegelnden Wasseroberflächen und irisierenden Luftmassen zusammenzufügen scheinen. Christian Hoffmanns Gemälde veranschaulichen damit Werke der Natur und entsprechend Erscheinungen der Elemente, sie stellen unter besonderer Betonung aber auch das Ergebnis eines verarbeitenden kreativen Prozesses heraus. Besonders der pastose Farbauftrag dokumentiert den Anteil des Malers im Moment des Neuerschaffens und unterstreicht die künstlerische Aneignung des Kreatürlichen.

So lässt der Künstler farbliche Bildungen und teils serielle Abfolgen entstehen, deren Betitelung wie beispielsweise „Zwielicht dionysisch“ oder „Morgenlicht apollinisch“ auf die unauflösliche Bedingtheit widerstrebender Phänomene im Vergehen und Entstehen verweisen. Der philosophische Ansatz bezieht sich auf dunkle, zerstörende gegenüber den hellen und ordnenden Elementen im Leben und der Natur und lotet zugleich die Schaffenskraft des Künstlers aus, der dem Mythos nach zwischen rauschhaftem Ausdruckstrieb und gestaltendem Ordnungswillen agiert.

Wo etwas weicht, konstituiert sich meist zugleich etwas Neues. Visualisiert handelt es sich dabei um eine permanente Übergangszone, wie sie bei Hoffmann in gebrochenen Farben Ausdruck findet. Dies weist über die Momenthaftigkeit eines einzelnen Bildes deutlich hinaus und steht für einen Prozess, der auch als Erzählung von einem durch ständigen Wandel geprägten System aufgefasst werden kann. Denn in jenem Moment zwischen zwei Zuständen wie Licht und Dunkelheit oder Wärme und Kälte, verschwimmt auch die Gegenständlichkeit – Horizontlinien oder Wasseroberflächen erscheinen verwaschen von diffusem Licht und zerfließen in dunstiger Luft. Doch genau hier am Puls der immerwährenden Bewegung findet sich ein besonderer Moment der Ruhe und des tiefen Verständnisses. Ein umfassendes Sehen und Wiedererkennen ist hierfür gefragt, welches auch die innere Schau miteinbezieht und dem Betrachter ermöglicht „innezuhalten und die Zeit still stehen zu lassen“ (Hoffmann)

Die künstlerischen Mittel Christian Hoffmanns verweisen auf den Geist impressionistischer Landschaftsauffassung und erinnern im formalen Bereich zugleich an die gegenstandslose und von meditativer Vibration bestimmte Farbfeldmalerei. Anders als die gänzlich vom Gegenstand abgewandten Arbeiten eines Mark Rothko versucht Hoffmann jedoch das lebendige Pulsieren der Natur selbst zu visualisieren und belässt die Farbe dabei als Ausdrucksträger dem Subjekt. Mit dieser Auffassung zeigen sich seine Gemälde als malerische Herangehensweise an die hochaktuelle Hinterfragung des Bild- und Realitätsbegriffes anlässlich der voranschreitenden Ergründung von Bedingungen und Möglichkeiten menschlicher Wahrnehmung.

Dr. des. Nicola Schröder Plock

Horizons (english version)

Beauty lies in the eye of the beholder. Following this well-known concept, the works of the Berlin artist Christian Hoffmann demand of the recipient a particular form of empathy and a co-creative viewing process.
As Hoffmann himself says, his works require a „visual fascination“ and aim at the particular attention that describes the conscious focussing of the senses on fundamental phenomena. An attention that looks closely, that listens and feels and permits one to grasp the secret magic and perfection in seemingly trivial moments. With his paintings, Hoffmann traces, above all, the moved and the moving between this sensuous perception, a cognitive appreciation, and the re-creation of natural moments. Through interaction with the beholder, landscapes emerge that seem to form from the edges of dark woods, reflective surfaces of water and iridescent air masses. Hoffmann’s paintings visualise both works of nature and, correspondingly, appearances of the elements but also, with special emphasis, the result of a creative process. In particular, it is his pastose paint application that illustrates the painter’s participation in the moment of re-creation and underlines the artistic appropriation of the creatural.
Thus, Hoffmann creates colour formations and, in part, serial arrays, the titles of which (for instance, „zwielicht, dionysisch – twilight, Dionysian“ or „morgenlicht, apollinisch – morning light, Apollinian“) point to the indissolvable conditionality of antagonistic phenomena between passing and arising. Philosophically, this approach relates to the dark, destructive elements in contrast to the light, organizing elements in life and nature and, at the same time, fathoms the creative power of the artist who, as legend says, acts between the ecstatic urge to express and the creative will to organize.
Mostly, where something vanishes, something new emerges. Visualised, it is a permanent transitional zone that finds its expression in Hoffmann’s use of broken colours. This points significantly beyond the momentariness of a single painting and represents a process that can also be understood as a narrative of a system characterized by permanent change. For in the instant between two states such as light and darkness or warmth and cold, concrete forms also become indistinct – horizon lines or water surfaces appear blurred by diffused light and dissolve in hazy air. But it is right here, at the very heart of the perpetual movement, that a special moment of tranquility and deep understanding can be found. Comprehensive seeing and recognition including an inward view are needed here, enabling the beholder to „pause and let time stand still“ (Hoffmann).
Christian Hoffmann’s artistic means refer to the spirit of the impressionist landscape concept and, in their formal aspects, also remind one of the non-representative and driven-by-meditative-vibration colour-field painting. However, in contrast to the works of a Mark Rothko, whose paintings are fully averted from the subject, Hoffmann intends to visualise the vibrant pulsation of nature itself, leaving the colour as a vehicle of impression to the subject. Thus, his works reveal themselves as a painterly approach to the – highly topical – discourse of challenging the concepts of picture and reality during the ongoing process of exploring the conditions and capabilities of human perception.

Dr. des. Nicola Schröder Plock

Urlaubsbilder

Rede von Inga Rensch zur Ausstellungseröffnung „Christian Hoffmann.
Verlorene Geschichten“, 14.2.2008, Galerie Charlier, Berlin

Meine Damen und Herren,
gestern morgen war ich frohgemut im Copyshop, um von einem USB-Stick Fotos ausdrucken zu lassen. Die freundliche Dame verwies mich an einen Sofortdruck-Automaten. Nachdem ich erfolglos per Touchscreen alles Mögliche probiert hatte, um die Bilder nicht beidseitig grob beschnitten ausdrucken zu müssen, wandte ich mich erneut an die Mitarbeiterin. Wie ich denn das Bild vollständig ausdrucken könne, wollte ich wissen. „Das geht gar nicht“, antwortete sie gleichbleibend freundlich und fügte angesichts meines bestürzten Gesichtsausdrucks hinzu: „Das ist was für Urlaubsbilder, bei denen es den Leuten sowieso nicht so wichtig ist, ob die Füße drauf sind oder nicht.“
Ich war nun endgültig fassungslos und wurde am späten Nachmittag des gleichen Tages ein zweites Mal auf ganz andere Weise arg verblüfft. Ungefähr 24 Stunden nach der Hängung seiner Ausstellung und 24 Stunden vor der Eröffnung derselben kam nämlich Christian Hoffmann in die Galerie. Sein Rucksack beherbergte Pinsel und eine Palette mit noch frischen Farbberglein. Damit machte er sich nochmals über eine Bildecke her, genauer gesagt, er milderte mit wenigen Strichen eine ihm zu hart erscheinende „Stolper“-Kante zwischen Hell und Dunkel. Wir hatten das Bild frisch von der Atelierwand geholt – das ist immer ein Wagnis – und ihm war der Bruch erst hier derart böse ins Auge gestochen, daß er ihn dämpfen mußte, komme, was wolle. Die Operation gelang und ich dachte: Himmel, welche Welten liegen doch zwischen nicht vermissten abgeschnittenen Füssen und einer kleinen quälenden Kante.
Auch wenn ich einige Ängste ausstand, ob Christians Bild den Eingriff überleben würde, war mir sein Handeln nicht fremd. Habe ich einen Text geschrieben, ein Bild gemalt oder eine Ausstellung gehängt, prüfe ich schließlich wieder und wieder das Resultat, indem ich versuche, Sprachgehör oder Auge je neu befinden, begreifen und sehen zu lassen. Man wird mich im charlier wohl in den kommenden Wochen oftmals durch die Räume gehen sehen, mit einem Blick, als sei ich der allererste, noch vorsichtig wagemutige Besucher.
Daß die Hängung dieser Bilder hier nicht einfach werden würde, war mir nach dem Atelierbesuch ziemlich deutlich. Und wie jemand, der wiederholt kontrolliert, ob er die Herdplatte auch ausgeschaltet oder die Türe gut verschlossen hat, muß ich nun stets aufs Neue schauen, ob die Ausstellung nicht doch „klappert“. Jedoch ist es nicht nur diese Vergewisserung, die mich hin und her spazieren läßt, sondern auch eine leichte Unruhe, die mir im Fall dieser Ausstellung das Urteil meines Auges beschert. Mich „kriegen“ diese Arbeiten. Sie rühren mich an. Warum?

Christian Hoffmann habe ich Anfang der 90er Jahre an der Berliner Hochschule der Künste kennengelernt. Nahezu zeitgleich studierten wir Malerei, er bei Marwan, ich bei Hödicke, begegneten uns aber in den Vorlesungen und Colloquien von Robert Kudielka. Durch Philosophie und Kunsttheorie sind wir beirrt unbeirrt gezogen; Platons „Gastmahl“ und Kants „Kritik der Urteilskraft“, Nietzsches Historienschrift und Valérys „Eupalinos“ haben wir gelesen – und jeder hat sich wohl dazu seinen ganz eigenen Teil gedacht.
Christians Bilder sah ich zum ersten Mal in seiner Meisterschülerausstellung, aufgereiht neben anderen, hinten links in der Quergalerie. Arbeiten, die bei dieser Art Bilderbeschau nicht zu Wandbehängen à la mode mutieren, sind selten. Mit Christian Hoffmanns Bildern war – so sagt es meine Erinnerung – nicht recht zu spaßen. Da mühte sich einer mit der Malerei und wollte nicht nur ein hübsches Diplom ergattern.
Über die Jahre hinweg blieben wir immer irgendwie in Kontakt. Der Umgang mit ihm hatte für mich stets ein gewisses, beruhigendes Selbstverständnis. Bei Christian handelte es sich nämlich – trotz seines irritierenden Geburtsortes Düsseldorf – um einen der ganz wenigen Berliner, die an der Hochschule anzutreffen waren. (Mir fallen auf Anhieb tatsächlich nur drei ein.) Gemeinhin begegnen einem nach der Schulzeit neben den eigenen Familienmitgliedern, dem obligatorischen älteren Ehepaar im Haus, Busfahrern und der Supermarkt-Besatzung kaum mehr welche. Christian gehörte zu keiner dieser Gattungen und ist für mich doch fraglos und angenehm ureinwohnend.
Christians bildkünstlerische Entwicklung als Maler sah ich – mit wenigen Ausnahmen – in Abbildungen und Fotos, nicht im Original. Aber ich sah einige Filme, für die er die Bilder „in Szene“ gesetzt hatte. Denn mittlerweile ist auch die Szenografie Teil seines Berufes geworden. Bewundernswert ist die Akribie, mit der er sich in die verschiedenen Zeiten und Gegebenheiten – sei es eine linke WG der 80er Jahre, ein heutiges Eisenbahnabteil oder ein frühzeitliches Jäger- und Sammler-Dorf – einfühlt und einwühlt. Gerade arbeitet er für eine Produktion an der Bild-Erschaffung der Aura eines alten Adelssitzes.
Als ich in Vorbereitung dieser Ausstellung in sein Atelier kam, waren an der Wand über dem Palettentisch etliche papierne Wappen für jenen Film gepinnt. Doch an der Malwand sah ich, eines nach dem anderen, endlich Christians Bilder.
Ja, nun, warum haben sie mich „gekriegt“? Weil ein jedes auf andere Weise in sich stimmig ist, nicht „klappert“. Weil sie mich einlassen zum Anschauen und nicht schnell sind, mich nicht bedrängen, melancholisch sind zuweilen, festlich aber auch und gefasst. Und die Hauptsache: Weil sie mit reinem Licht gemalt sind. Licht, das aus der Dunkelheit kommt, mal sanft, mal wogend. Licht, das in die Dunkelheit zurückgeht, zurückweicht, zu Dunkelheit wird. Gleich, ob und wieso sie Titel haben … ob die Geschichten verloren sind oder in mir wieder erstehen … Letztlich interessiert mich nur das unglaubliche tiefe Leuchten, das das Spiel der Farbe erreicht, als ein Etwas gesetzt und ins Immaterielle gelöst.
Ich freue mich über diese Ausstellung. Und ich hoffe, daß viele, die in den nächsten Wochen den Weg hierher finden, offenen Auges sind und natürlich auch stets achtgeben auf ihre Füße. Auf daß diese nicht weggeschnitten werden von einem blinden und sinnenlosen Apparat.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend. Danke.

Inga Rensch

Ein Tag

Zur Ausstellung
HOMMAGE À MARWAN, Galerie Pankow “ 20.06.-28.07.2018

Neulich, bei dem Besuch einer Yogaklasse, wurden wir gefragt, ob wir einen spirituellen Lehrer gehabt hätten… Keiner wusste so recht, wie sich das eigentlich definiert. Nach einigem Herumrätseln kristallisierte sich etwas heraus, wo es mir verblüfft entfuhr: „So war das für mich bei meinem Professor, bei Marwan!“
Dazu folgende Geschichte:
Eigentlich fühlte ich mich vom ersten Tag in Marwans Malklasse an mächtig unwohl! Nie war ihm gut genug, was ich so machte. Immer trieb er mich an: mehr, tiefer, doller, ganz schlecht, na ja! Freiwillig zeigte ich ihm meine Arbeiten irgendwann nicht mehr.
Merkwürdig, diese angespannten Klassenbesprechungen. Verklemmtes Rumgestehe, Fragen nach dem Wetter, wie es einem gehe, bei Bedarf eine Runde Zigaretten… Doch Marwan gelang es immer wieder, zwischen solchen formellen Belanglosigkeiten ein goldenes Ei zu platzieren, dessen Inhalt sich mit ausgesprochenen Worten nicht wirklich im Geist manifestieren wollte. Das war der Grund warum ich bei ihm blieb!
Nach meiner Meisterschülerprüfung lud ich Marwan dann noch einmal ein, zu mir ins Atelier zu kommen. Noch ein letztes Mal wollte ich eine Korrektur von meinem Lehrer, hatte ich doch die innere Gewissheit, außerhalb der Hochschule mehr meinen eigenen Weg der Malerei gefunden zu haben.
Die Besprechung war hoch konzentriert, schnell, spontan, direkt auf den Punkt. Bild links, das da rechts, was ist mit dem umgedrehten da? Es war wie ein Akt des Malens. Plötzlich hatte er meine Bilder so zusammenkomponiert, dass ich gleichzeitig sowohl Stärken als auch Schwächen sehen konnte! Da fehlte vielleicht noch der i-Punkt, dort durfte ich nichts mehr berühren! Es war, als hätten wir beide zusammen gemalt; und er hätte mir seinen Meisterblick über die Schulter angeboten, aber nicht geschenkt! Das Ganze in einem Augenblick wortloser Zeitlosigkeit…
Danach begleitete ich Marwan runter in den Hof. Dort hatte er seinen riesigen roten BMW mit Sportfelgen geparkt, ein Auto, das überhaupt nicht zu ihm passte.
Nett plaudernd, schlenderte er zur Beifahrerseite seines Autos, schloss die Tür auf, plauderte dabei einfach weiter. Fing an, sich rückwärts in das Auto einzufädeln, ohne den Blickkontakt zu mir zu verlieren, robbte über die Mittelkonsole, immer meinen verdatterten Blick fixierend und dabei heiter schnatternd wie ein Marktweib!
Hinterm Lenkrad angekommen, den Motor gestartet, Gang rein, Gas gegeben – ROMS!
Rückwärts ausparken wollend, war er irgendwo gegengedonnert! „Achtung Marwan…!“ rief ich und rannte ums Auto. Nix zu sehen. Er anderen Gang rein, Lenker rum, und Stoff… Wieder – ROMS!
Und wieder nix zu sehen! Irgendwie fummelte er das rote Ding dann doch aus der Parklücke, schaffte mit spektakulären HÜH-HAH-SALVEN aufs Gaspedal sogar noch eine Wende im schmalen Innenhof.
Zuletzt schaukelte er die Karre von links nach rechts taumelnd, vorwärtstreibend, haarscharf an der Wand vorbei, dabei immer im Blickkontakt mit mir durch den Rückspiegel. Winkend, unentwegt winkend. Winkend, bis der Punkt am Horizont verschwand. Immer noch winkend. Irgendwann war er weg.
Stundenlang lag ich wie hypnotisiert in meinem Atelier!
Geschüttelt von Lachsalven, erfüllt von Freude, Tränen, Abschied, Ferne.
Irgendetwas hatte ihm heute gefallen.

C. A. Hoffmann

Ein Poem

ein sein
allein sein
dabei sein
frei sein
zwei sein
sein sein

vergehen
vergeben
vergebens
verlangen
versuchen
verloren
vergangen

befreien
beeilen
beisammen
bei dir
bei mir

C. A. Hoffmann  2007